Die europäische Bankenaufsicht setzt Stresstests ein, um zu bewerten, wie gut Banken für wirtschaftliche und finanzielle Schocks gewappnet sind. Die Aufsicht kann anhand der Stresstestergebnisse die Schwachstellen der Banken identifizieren und im Rahmen des aufsichtlichen Dialogs mit den Banken diesen Schwachstellen frühzeitig entgegenwirken.
Die EZB führt eine Reihe unterschiedlicher Stresstests durch:
Darüber hinaus können gegebenenfalls auch spezifische Stresstests für individuelle Banken oder Gruppen von Banken durchgeführt werden.
Gemäß EU-Recht ist die EZB dazu verpflichtet, die beaufsichtigten Banken mindestens einmal jährlich einem Stresstest zu unterziehen. Die Ergebnisse der jährlichen Stresstests fließen auch in den SREP des Testjahres ein.
Eigenkapitalrichtlinie (Capital Requirements Directive – CRD), Artikel 100
Alle zwei Jahre führt die EBA in Zusammenarbeit mit der EZB, dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB) und den nationalen Aufsichtsbehörden EU-weite Stresstests durch. Zu den für die Tests ausgewählten Banken zählen die größten bedeutenden Institute, die von der EZB direkt beaufsichtigt werden. Die Stresstests werden anhand der Methodik und Meldebögen der EBA durchgeführt. Die Szenarien und wichtigsten Annahmen werden von der EBA, dem ESRB, der EZB und der Europäischen Kommission gemeinsam entwickelt. Die EBA veröffentlicht sowohl die individuellen als auch die aggregierten Ergebnisse.
In den Jahren, in denen die EBA ihre EU-weiten Stresstests durchführt, unterzieht die EZB die Banken unter ihrer direkten Aufsicht, die nicht in der Stichprobe des EU-weiten EBA-Stresstests enthalten sind, einem eigenen Stresstest. Dieser Test ist Teil des jährlichen SREP-Prozesses. Der Test wendet die Methodik der EBA an, wobei für kleinere Institute die erforderlichen Anpassungen vorgenommen werden, um eine verhältnismäßige Behandlung zu ermöglichen. Die Ergebnisse werden von der EZB veröffentlicht.
Aufgrund der außergewöhnlichen Umstände, die aus der Coronavirus-Pandemie (Covid-19) erwachsen, hat die EBA beschlossen, den EU-weiten Stresstest auf das Jahr 2021 zu verschieben. Die EZB unterstützt diese Entscheidung und hat ihren eigenen SREP-Stresstest 2020 ebenfalls auf 2021 verschoben. Auf diese Weise soll den Banken operative Flexibilität gewährt und die Möglichkeit gegeben werden, sich auf die Weiterführung ihrer Kerngeschäftstätigkeiten, einschließlich der Unterstützung ihrer Kunden, zu konzentrieren.
In den Jahren, in denen keine EU-weiten Stresstests der EBA stattfinden, führt die EZB bei den bedeutenden Instituten, die sie direkt beaufsichtigt, Stresstests durch, die sich auf eine bestimmte Art von Schock konzentrieren. Diese Tests finden in Zusammenarbeit mit den nationalen Aufsichtsbehörden statt. Die EZB veröffentlicht die Ergebnisse in aggregierter Form.
Die EZB-Bankenaufsicht hat 2019 die Widerstandsfähigkeit von Banken gegenüber idiosynkratischen Liquiditätsschocks getestet, die basierend auf Krisen der jüngeren Vergangenheit kalibriert wurden.
Die Ergebnisse des Stresstests waren überwiegend positiv: Banken meldeten anhand der verfügbaren Zahlungsmittel und Sicherheiten eine recht lange Überlebensdauer. Diese würde ihnen reichlich Zeit geben, um ihre Notfallfinanzierungspläne umzusetzen.
Dennoch besteht in einigen Punkten noch Handlungsbedarf, etwa bei der kurzen Überlebensdauer im Fall von Fremdwährungen, potenziellen Ringfencing-Risiken für einige Banken und den Strategien zur Optimierung der Liquiditätsdeckungsquote. Außerdem besteht noch Verbesserungsbedarf im Bereich des Sicherheitenmanagements und der generellen Unterschätzung der negativen Auswirkungen einer Herabstufung der Bonität. Im Zuge des Stresstests wurden darüber hinaus einige Datenqualitätsprobleme bei aufsichtlichen Meldungen festgestellt. Diese Erkenntnisse werden dabei helfen, die Qualität der aufsichtlichen Liquiditätsmeldungen in Zukunft zu verbessern.
Die Ergebnisse flossen in die Beurteilung der Angemessenheit der Liquiditätsausstattung und der Risk Governance ein, hatten aber keine direkten Auswirkungen auf die aufsichtlichen Kapitalanforderungen.
Stresstests sind einer von zwei Bestandteilen des Comprehensive Assessments. Das Comprehensive Assessment ist eine Überprüfung der finanziellen Solidität der Banken und soll sicherstellen, dass die Banken über ausreichend Kapital verfügen, um potenzielle finanzielle Schocks zu überstehen. Comprehensive Assessments werden in folgenden Fällen durchgeführt:
Diese Stresstests basieren auf der Methodik der EBA-Stresstests, können jedoch angepasst werden, um die individuellen Umstände der einzelnen Institute zu berücksichtigen.
Die EZB führt außerdem Stresstests zu makroprudenziellen Zwecken und zum Zweck der Finanzstabilität durch. Diese Stresstests konzentrieren sich in der Regel auf systemweite Effekte anstatt auf einzelne Banken und verfolgen dabei einen Top-down-Ansatz, binden die Banken also nicht mit ein. Ihre Ergebnisse werden regelmäßig in den Financial Stability Reviews und in den Macroprudential Bulletins veröffentlicht.
Diese Seite wird laufend aktualisiert, um den neuesten Entwicklungen im Zusammenhang mit den von der EZB durchgeführten Stresstests Rechnung zu tragen.