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Stresstests

Die europäische Bankenaufsicht setzt Stresstests ein, um herauszufinden, wie gut Banken für wirtschaftliche und finanzielle Schocks gewappnet sind. Anhand der Ergebnisse dieser Tests kann die Aufsicht die Schwachstellen von Banken ermitteln und sie beim aufsichtlichen Dialog frühzeitig mit ihnen ansprechen.

Welche Arten von Stresstests gibt es?

Die EZB führt verschiedene Stresstests durch:

  • Jährliche Stresstests
  • Hierzu zählen Stresstests im Rahmen von Comprehensive Assessments, d. h. umfassenden Überprüfungen der finanziellen Solidität der Banken. Comprehensive Assessments umfassen einen Stresstest und eine Prüfung der Aktiva-Qualität. Mit ihnen soll sichergestellt werden, dass Banken ausreichend Kapital haben, um Verluste auffangen zu können.
  • Außerdem werden Stresstests zu makroprudenziellen Zwecken durchgeführt (bei denen der Schwerpunkt nicht auf einzelnen Banken, sondern auf der Finanzstabilität und systemweiten Effekten liegt).

Darüber hinaus können erforderlichenfalls spezifische Stresstests für individuelle Banken oder Gruppen von Banken durchgeführt werden.

Jährliche Stresstests

Gemäß EU-Recht muss die EZB die beaufsichtigten Banken mindestens einmal jährlich einem Stresstest unterziehen. Die Ergebnisse dieses Stresstests fließen auch in den SREP des jeweiligen Testjahres ein.

Eigenkapitalrichtlinie (Artikel 100)

EU-weite Stresstests der EBA und SREP-Stresstests

Alle zwei Jahre führt die EBA in Zusammenarbeit mit der EZB, dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB) und den nationalen Aufsichtsbehörden einen EU-weiten Stresstest durch. Zu den für den Test ausgewählten Banken zählen die größten bedeutenden Institute. Diese beaufsichtigt die EZB direkt. Bei den Stresstests kommen Methodik und Meldebögen der EBA sowie vom ESRB bereitgestellte Szenarien zum Einsatz. Die EBA veröffentlicht sowohl die individuellen als auch die aggregierten Ergebnisse.

In den Jahren mit EU-weitem Stresstest der EBA unterzieht die EZB die Banken, die sie direkt beaufsichtigt und die nicht Teil der Stichprobe des EU-weiten EBA-Stresstests sind, einem eigenen Stresstest. Dieser parallele Stresstest ist Teil des jährlichen SREP-Prozesses. Er basiert auf der EBA-Methodik, wobei für kleinere Institute Anpassungen vorgenommen werden, die eine verhältnismäßige Behandlung gewährleisten. Die EZB veröffentlicht die Ergebnisse dieses Tests.

2023 wird die EZB im Zuge des von der EBA koordinierten EU-weiten Stresstests 57 der größten Banken des Euroraums prüfen, auf die rund 75 % der Bankaktiva des Euroraums entfallen. Die EBA beabsichtigt, die Einzelergebnisse der Banken bis Ende Juli 2023 zu veröffentlichen. Parallel hierzu führt die EZB ihren eigenen Stresstest für 42 weitere, mittelgroße Banken durch, die direkt von der EZB beaufsichtigt werden und nicht Gegenstand des EBA-Stresstests sind. Die EZB wird die aggregierten Ergebnisse und ausgewählte bankspezifische Informationen Ende Juli veröffentlichen. 

Thematische Stresstests

In Jahren, in denen kein EU-weiter EBA-Stresstest stattfindet, führt die EZB Stresstests zu bestimmten Arten von Schocks bei den direkt von ihr beaufsichtigten bedeutenden Instituten durch. Die Tests werden gemeinsam mit den nationalen Aufsichtsbehörden durchgeführt. Die EZB veröffentlicht die aggregierten Testergebnisse.

Stresstest 2022 zu Klimarisiken

Im Jahr 2022 fand erstmals ein Stresstest zu Klimarisiken statt. Mit ihm sollte herausgefunden werden, wie gut Banken darauf vorbereitet sind, in verschiedenen Szenarien mit Klimarisiken umzugehen. In den Szenarien wurde der Umgang mit physischen Risiken, wie Hitzewellen, Dürreperioden oder Überschwemmungen, bewertet. Ebenfalls evaluiert wurden kurz- und langfristige Risiken, die sich aus dem Übergang zu einer grüneren Wirtschaft ergeben.

Aus den Ergebnissen ging hervor, dass die Banken trotz einiger Fortschritte Klimarisiken weiterhin nicht angemessen Rechnung tragen. Dies gilt insbesondere für ihre Stresstest-Rahmen und ihre Kreditrisiko-Modelle. Um sich auf den grünen Wandel vorzubereiten, müssen Banken generell stärker auf Kunden zugehen, um aussagekräftigere Daten einzuholen und weniger auf Näherungswerten angewiesen zu sein.

Die Ergebnisse werden aus qualitativer Sicht in den SREP einfließen. Alle teilnehmenden Banken haben ihr eigenes Ergebnis erhalten. Nun wird erwartet, dass sie die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Dieser Stresstest ist Teil unseres allgemeinen Klimafahrplans und zeigt unsere Entschlossenheit, die europäischen Banken auf den grünen Wandel vorzubereiten.

Sensitivitätsanalyse des Liquiditätsrisikos 2019 – abgeschlossen

Im Jahr 2019 hat die EZB-Bankenaufsicht getestet, wie gut die Banken idiosynkratischen Liquiditätsschocks, die auf Grundlage der jüngsten Vergangenheit kalibriert wurden, standhalten können.

Die Ergebnisse des Stresstests fielen überwiegend positiv aus: Banken gaben an, mit den vorhandenen Zahlungsmitteln und Sicherheiten recht lange überleben zu können. Dadurch hätten sie reichlich Zeit für die Umsetzung von Notfallfinanzierungsplänen.

Bei einigen Punkten besteht jedoch noch Handlungsbedarf, etwa bei der kurzen Überlebensdauer im Fall von Fremdwährungen, potenziellen Ringfencing-Risiken für einige Banken und den Strategien zur Optimierung der Liquiditätsdeckungsquote. Auch in Bezug auf das Sicherheitenmanagement und die generelle Unterschätzung der negativen Auswirkungen einer Herabstufung der Bonität besteht noch Verbesserungsbedarf. Beim Stresstest wurde überdies festgestellt, dass es bei den aufsichtlichen Meldungen einige Probleme mit der Datenqualität gibt. Diese Erkenntnisse werden dabei helfen, die Qualität der aufsichtlichen Liquiditätsmeldungen in Zukunft zu verbessern.

Die Ergebnisse sind in die Beurteilung der Angemessenheit der Liquiditätsausstattung und der Risk Governance eingeflossen, schlugen sich aber nicht direkt in den aufsichtlichen Kapitalanforderungen nieder.

Sensitivitätsanalyse des Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch 2017 – abgeschlossen

Stresstests im Rahmen von Comprehensive Assessments

Stresstests sind einer von zwei Bestandteilen des Comprehensive Assessments. Beim Comprehensive Assessment wird die finanzielle Solidität der Banken geprüft. Durch die umfassende Überprüfung soll sichergestellt werden, dass die Banken über ausreichend Kapital verfügen, um potenzielle finanzielle Schocks zu überstehen. Wann werden Comprehensive Assessments vorgenommen?

  1. Wenn eine Bank als bedeutend eingestuft und fortan direkt von der EZB beaufsichtigt wird.
  2. Wenn zwischen einem EU-Mitgliedstaat außerhalb des Euroraums und der EZB eine Vereinbarung über eine enge Zusammenarbeit geschlossen wurde.
  3. Auf Einzelfallbasis, wenn außergewöhnliche Umstände eine solche Bewertung erfordern.

Diese Stresstests basieren auf der Methodik der EBA-Stresstests, können jedoch an die individuellen Umstände der einzelnen Institute angepasst werden.

EBA stress test methodology (Englisch)

Stresstests zu makroprudenziellen Zwecken

Die EZB führt auch Stresstests zu makroprudenziellen Zwecken und zur Prüfung der Finanzstabilität durch. Diese Stresstests konzentrieren sich in der Regel auf systemweite Effekte und nicht auf einzelne Banken. Dabei verfolgen sie einen Top-down-Ansatz, die Banken werden also nicht eingebunden. Ihre Ergebnisse werden regelmäßig in den Publikationen „Financial Stability Review“ und „Macroprudential Bulletin“ veröffentlicht.

Diese Seite wird laufend aktualisiert, damit sie stets die neuesten Entwicklungen bei den EZB-Stresstests wiedergibt.

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