Bankenunion und Europäisches Finanzaufsichtssystem
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Was ist die Bankenunion?
Die Bankenunion bildet den institutionellen Rahmen dafür, dass die Banken in Europa nach einheitlichen Regeln arbeiten. Sie setzt sich zusammen aus dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus, dem Einheitlichen Abwicklungsmechanismus und einem System von harmonisierten Einlagensystemen auf nationaler Ebene.
Warum brauchen wir die Bankenunion?
Im Zuge der Finanzkrise von 2008 und der anschließenden Staatsschuldenkrise waren Schwachstellen im europäischen Bankensektor zutage getreten. Als Reaktion darauf wurde die Bankenunion geschaffen. Sie ist ein wesentlicher Schritt zu einem stärkeren, einheitlicheren und transparenteren Bankensystem und zur Verwirklichung einer echten Wirtschafts- und Währungsunion.
Wie können wir einen besser integrierten Bankensektor erreichen?
- Einführung des europäischen Einlagenversicherungssystems: Einleger im gesamten Euroraum würden eine stärkere und einheitlichere Absicherung genießen. Auch die grenzüberschreitende Nachfrage würde davon profitieren.
- Förderung von grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen: Durch Zusammenschlüsse können Banken kosteneffizienter werden und ihre Risiken besser verteilen. Will eine Bank in einem der an der Bankenunion teilnehmenden Länder eine große Beteiligung an einer anderen Bank erwerben oder mit einer anderen Bank fusionieren, muss dies zunächst von der EZB als europäische Bankenaufsicht genehmigt werden. Eine solche große Beteiligung nennen wir qualifizierte Beteiligung.
Was ist das Europäische Finanzaufsichtssystem?
Das Europäische Finanzaufsichtssystem (European System of Financial Supervision – ESFS) ist ein Netzwerk, das eine einheitliche und angemessene Finanzaufsicht in ganz Europa gewährleisten soll. Im Mittelpunkt stehen dabei die Europäischen Aufsichtsbehörden, der Europäische Ausschuss für Systemrisiken und die nationalen Aufsichtsbehörden.
Die drei Europäischen Aufsichtsbehörden sind:
- die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority – EBA)
- die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (European Insurance and Occupational Pensions Authority – EIOPA)
- die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (European Securities and Market Authority – ESMA)
In ihrer Funktion als europäische Bankenaufsicht arbeitet die EZB eng mit allen drei Europäischen Aufsichtsbehörden zusammen, insbesondere mit der EBA.
Was macht das Europäische Finanzaufsichtssystem?
Das Europäische Finanzaufsichtssystem ist sowohl für die makro- als auch für die mikroprudenzielle Aufsicht zuständig.
Makroprudenzielle Aufsicht | Mikroprudenzielle Aufsicht | |
---|---|---|
Was ist damit gemeint? | Die Überwachung des Finanzsystems als Ganzes, um Risiken zu verhindern oder abzumildern. | Die Beaufsichtigung einzelner Finanzinstitute wie Banken, Versicherungsgesellschaften oder Pensionseinrichtungen. |
Wer ist verantwortlich? | Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB), der in den Räumlichkeiten der EZB in Frankfurt am Main angesiedelt ist. | Die Europäischen Aufsichtsbehörden (European Supervisory Authorities – ESAs), also die Europäische Bankenaufsichtsbehörde, die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung sowie die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde. |
Wie funktioniert das? | Der ESRB identifiziert Systemrisiken. Darüber hinaus warnt er vor Risiken und spricht Empfehlungen zur Bekämpfung dieser Risiken aus. Dabei stimmt er sich mit den ESAs und internationalen Organisationen ab. | Aufgabe der ESAs ist es, die Finanzaufsicht in der EU einheitlich zu gestalten. Grundlage ihrer Arbeit ist das einheitliche Regelwerk, das die Standards festlegt, nach denen sich die Beaufsichtigung der Finanzinstitute richtet. Die ESAs sorgen dafür, dass diese Regeln einheitlich angewandt werden, damit die Wettbewerbsbedingungen für alle gleich sind. |