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  • PRESSEMITTEILUNG

EBA-Stresstest belegt höhere Widerstandsfähigkeit der Banken im Euroraum gegenüber finanziellen Schocks

2. November 2018

  • Alle 33 von der EZB beaufsichtigten Banken haben ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber finanziellen Schocks erhöht
  • Banken verfügen jetzt im Durchschnitt über höhere Kapitalpuffer, trotz eines stärkeren Rückgangs der Kernkapitalquote in dem gegenüber dem Stresstest 2016 strengeren adversen Szenario
  • Endgültige durchschnittliche CET1-Quote im adversen Szenario fällt mit 9,9 % höher aus (2016: 8,8 %)
  • Im adversen Szenario verringert sich die durchschnittliche CET1-Quote um 3,8 Prozentpunkte (2016: 3,3 Prozentpunkte)
  • Banken stocken Kapitalpuffer stark auf und sind zugleich um Beseitigung von Altlasten bemüht

Die Ergebnisse des von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority – EBA) koordinierten Stresstests zeigen, dass sich die Widerstandsfähigkeit der 33 größten direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigten Banken gegenüber finanziellen Schocks in den letzten beiden Jahren erhöht hat. Trotz eines strengeren adversen Szenarios als beim Stresstest 2016 fiel die harte Kernkapitalquote aller 33 Banken nach einer dreijährigen Stressphase mit 9,9 % höher aus. Vor zwei Jahren hatte sie noch 8,8 % betragen.

Insgesamt umfasste der EU-weite Stresstest 48 Banken, auf die 70 % der Bankaktiva in der EU entfallen. Die 33 teilnehmenden Banken, die von der EZB beaufsichtigt werden, vereinen 70 % der Bankaktiva im Euroraum auf sich. Die EBA hat die Ergebnisse des Stresstests heute auf ihrer Website veröffentlicht.

Aufgrund ihrer Bemühungen zur Beseitigung von Altlasten, gepaart mit der beständigen Kapitalaufstockung in den letzten Jahren, fiel die durchschnittliche Kapitalbasis der 33 Banken zu Beginn des Stresstests mit einer Quote des harten Kernkapitals (CET1) von 13,7 % deutlich stärker aus als im Jahr 2016 mit 12,2 %. Die CET1-Quote ist eine wichtige Messgröße für die finanzielle Solidität einer Bank.

„Das Ergebnis bestätigt, dass die teilnehmenden Banken in Bezug auf makroökonomische Schocks widerstandsfähiger sind als vor zwei Jahren. Auch dank unserer Aufsichtstätigkeit haben Banken deutlich mehr Kapital aufgebaut und gleichzeitig ihre Bestände an notleidenden Krediten reduziert. Zudem haben sie unter anderem ihre internen Kontrollen und ihre Risk Governance verbessert“, so Danièle Nouy, Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der EZB. „Mit Blick auf die Zukunft hilft uns der Test zu erkennen, wo einzelne Banken am verwundbarsten und Banken-Cluster bezüglich bestimmter Risiken am empfindlichsten sind.“

Im adversen Szenario betrug der Rückgang der Kernkapitalquote bei den 33 von der EZB beaufsichtigten Banken im Durchschnitt 3,8 Prozentpunkte gegenüber 3,3 Prozentpunkten beim Stresstest 2016. Das vom Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board  – ESRB) in Zusammenarbeit mit EZB und EBA ausgearbeitete Szenario umfasste einen Zeitraum von drei Jahren. Es befasste sich schwerpunktmäßig mit der Neubewertung globaler Risikoprämien, negativen Rückkopplungen zwischen niedrigem Wachstum und schwacher Ertragslage der Banken sowie Bedenken hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit des privaten und des öffentlichen Sektors. Diese Risiken wurden Ende vergangenen Jahres vom ESRB als diejenigen mit der größten Relevanz für die europäischen Volkswirtschaften identifiziert. Ereignisse aus jüngerer Zeit werden in dem Szenario nicht berücksichtigt. Angesichts der Annahme eines Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Euroraums um 2,4 % sowie stark rückläufiger Immobilienpreise und Aktienkurse (-17 % bzw. -31 %) stellt es im Durchschnitt aller Mitgliedstaaten einen schwereren Schock dar als das Stressszenario 2016.

Der stärkere Rückgang der Kernkapitalquote spiegelt nicht nur ein verschärftes makroökonomisches Szenario wider, sondern auch die Einführung des internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS 9. Diese neue Rechnungslegungsvorschrift verpflichtet Banken, zu einem früheren Zeitpunkt im Kreditzyklus Vorsorge für erwartete Verluste aus wertgeminderten Krediten zu treffen. Das gilt zumindest für jene Banken, die keine Einführungsphase in Anspruch nehmen konnten. Die Auswirkungen des Szenarios fielen auch aufgrund von Änderungen bei der Stresstestmethodik stärker aus. Positiv anzumerken ist, dass sich die Aktivaqualität der Banken angesichts einer Reduzierung ihrer Bestände an notleidenden Krediten verbessert hat.

Das insgesamt hohe Niveau der vom Bankensystem des Eurogebiets erreichten Widerstandsfähigkeit sollte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch nicht alle Herausforderungen bewältigt sind und in Bezug auf Geschäftsmodelle und Altlasten immer noch Handlungsbedarf besteht. Die EZB wird die Entwicklung in diesen Bereichen genau beobachten.

Parallel zu dem EU-weiten EBA-Stresstest führte die EZB einen eigenen Stresstest für die Banken durch, die unter ihrer direkten Aufsicht stehen, aber nicht in die Stichprobe der EBA fallen.

Zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres testete die EZB zudem die vier von ihr direkt beaufsichtigten griechischen Banken. Methodik und Ansatz entsprachen zwar denen des EU-weit von der EBA durchgeführten Stresstests, jedoch wurde ein engerer Zeitrahmen gesteckt, um den Test vor Ende des dritten Hilfsprogramms des Europäischen Stabilitätsmechanismus für Griechenland abzuschließen.

Wie in den vergangenen Jahren geht es bei dem Stresstest nicht um Bestehen oder Nichtbestehen. Jedoch hilft er der Aufsichtsinstanz bei der Bestimmung des Säule-2-Kapitals im Rahmen des jährlichen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP). Die Aufsichtsinstanzen verlangen, dass die Banken Säule-2-Kapital als aufsichtlichen Kapitalpuffer zusätzlich zum gesetzlich vorgeschriebenen Mindestkapital aufbauen. Die Säule-2-Anforderungen sind auf die Merkmale einer Bank wie etwa ihr Geschäftsmodell, ihre Governance-Struktur oder ihr Risikomanagementsystem zugeschnitten. Die EZB erstellt derzeit die SREP-Beschlüsse 2018 für die von ihr beaufsichtigten Banken.

Medienanfragen sind an Frau Uta Harnischfeger unter +49 69 1344 6321 oder Frau Esther Tejedor unter +49 69 1344 95596 zu richten.

ANMERKUNG:

Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit liegt allen hier erwähnten CET1-Quoten eine Vollumsetzung zugrunde, d. h. es wird davon ausgegangen, dass die Banken bereits sämtliche regulatorischen Eigenkapitalanforderungen erfüllen, für die Übergangsregelungen gelten.

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Europäische Zentralbank

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