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© Bernd Hartung for ECB

Warum benötigen Banken Eigenkapital?

23. Mai 2019 (aktualisiert am 21. Juli 2025)

Eigenkapital ist sehr wichtig für sichere und solide Banken. Das hat folgenden Grund: Banken gehen Risiken ein und können Verluste erleiden, wenn diese Risiken eintreten. Banken müssen in der Lage sein, solche Verluste aufzufangen und ihre Geschäfte in guten wie in schlechten Zeiten zu betreiben. Damit schützen sie sich selbst und die Einlagen ihrer Kundinnen und Kunden. Genau dafür benötigen Banken Eigenkapital.

Aber wie hoch sollte das Eigenkapital einer Bank sein? Das hängt von den Risiken ab, die sie eingeht. Je größer die Risiken, desto mehr Eigenkapital benötigt die Bank. Daher ist es sehr wichtig, dass Banken bestehende Risiken und potenzielle Verluste kontinuierlich bewerten. Diese Bewertungen werden von der Bankenaufsicht kritisch geprüft. Die Aufsicht ist dafür verantwortlich, die finanzielle Solidität der Banken zu überwachen. Dabei spielt die Überprüfung der Eigenkapitalausstattung eine wichtige Rolle.

Was genau ist das Eigenkapital von Banken? Wie sorgt es dauerhaft für sichere Banken? Und wie hoch muss das Eigenkapital von Banken sein?

Was ist Eigenkapital?

Einfach ausgedrückt ist Eigenkapital das Geld, das eine Bank von ihren Anteilseignern und anderen Anlegern erhalten hat. Dazu zählen außerdem nicht ausgeschüttete Gewinne. Möchte eine Bank also ihre Eigenkapitalbasis vergrößern, kann sie dies beispielsweise durch die Ausgabe zusätzlicher Anteile erreichen. Oder sie behält Gewinne ein, anstatt sie in Form von Dividenden an die Anteilseigner auszuschütten.

Insgesamt verfügt jede Bank über zwei Finanzierungsquellen, nämlich Eigenkapital und Fremdkapital. Fremdkapital ist das Geld, das die Bank sich von ihren Kreditgebern geliehen hat und zurückzahlen muss. Zum Fremdkapital zählen unter anderem Kundeneinlagen, ausgegebene Schuldverschreibungen und von der Bank aufgenommene Kredite.

Die Mittel aus diesen beiden Quellen werden von der Bank auf verschiedene Weise eingesetzt. Sie vergibt etwa Kredite an Kunden oder tätigt andere Investitionen. Zusammen mit den Barmittelbeständen stellen diese Kredite und andere Investitionen die Aktiva der Bank dar.

Die Bilanz einer Bank Die Bilanz einer Bank

Wie sorgt Eigenkapital dauerhaft für sichere Banken?

Eigenkapital wirkt wie ein Finanzpolster gegen Verluste. Wenn beispielsweise zahlreiche Kreditnehmer plötzlich nicht mehr in der Lage sind, ihre Kredite zurückzuzahlen oder manche Investitionen der Bank an Wert verlieren, wird die Bank einen Verlust erleiden. Ohne Eigenkapitalpolster könnte ihr sogar die Insolvenz drohen. Verfügt die Bank jedoch über eine solide Kapitalbasis, wird sie diese nutzen, um Verluste aufzufangen, und kann so ihre Geschäfte fortführen und ihre Kunden weiter betreuen.

Die Bilanz einer Bank

Wieviel Eigenkapital müssen Banken halten?

Im Rahmen der europäischen Bankenaufsicht bestehen die Eigenkapitalanforderungen an eine Bank aus drei Hauptelementen:

  • den Mindestkapitalanforderungen (Säule-1-Anforderungen),
  • einer zusätzlichen Kapitalanforderung (Säule-2-Anforderung)
  • und den Kapitalpufferanforderungen.

Erstens muss jede Bank, die unter die europäische Bankenaufsicht fällt, die EU-Rechtsvorschriften einhalten. Die Mindestkapitalanforderung (Säule-1-Anforderung) ist darin auf 8 % der risikogewichteten Aktiva der Bank festgelegt. Aber was sind risikogewichtete Aktiva? Es sind die gesamten Aktiva einer Bank, multipliziert mit ihren jeweiligen Risikofaktoren (Risikogewichten). Die Risikofaktoren geben Auskunft darüber, wie riskant ein Vermögenswert ist. Je weniger riskant ein Vermögenswert ist, desto niedriger ist sein risikogewichteter Betrag und desto weniger Eigenkapital muss eine Bank halten, um das mit dem Vermögenswert verbundene Risiko abzudecken. So ist etwa ein Hypothekarkredit, der durch eine Wohnung oder ein Haus besichert ist, weniger riskant als ein unbesicherter Kredit und hat somit einen niedrigeren Risikofaktor. Für einen solchen Hypothekarkredit muss die Bank daher weniger Eigenkapital vorhalten als für einen unbesicherten Kredit.

Zweitens gibt es die von der Aufsicht festgelegte zusätzliche Kapitalanforderung (Säule-2-Anforderung). Hier kommt die europäische Bankenaufsicht ins Spiel. Die EZB-Aufsicht und die Aufsichtsbehörden der teilnehmenden Länder sehen sich einzelne Banken genau an und beurteilen die Risiken, denen jede dieser Banken ausgesetzt ist. Dies geschieht im Rahmen eines jährlichen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP). Kommt die Aufsicht zu dem Schluss, dass die Risiken einer Bank durch die Mindestkapitalanforderungen nicht ausreichend abgesichert sind, wird die Bank aufgefordert, zusätzliches Eigenkapital zu halten.

Gemäß der dritten Kapitalanforderung müssen Banken über zusätzliche Kapitalpuffer für unterschiedliche Zwecke verfügen: für die allgemeine Kapitalerhaltung und zur Absicherung gegen zyklische und nichtzyklische Systemrisiken.

Alle drei Elemente – also die Mindest- und die zusätzlichen Kapitalanforderungen – sind verbindlich. Ihre Nichteinhaltung hat rechtliche Konsequenzen. Diese hängen davon ab, wie schwerwiegend der Verstoß ist. So kann die Aufsichtsbehörde die Bank etwa auffordern, einen Plan auszuarbeiten, der veranschaulicht, wie die Kapitalanforderungen in Zukunft wieder erfüllt werden sollen. Bei einem sehr schwerwiegenden Verstoß kann die Bank ihre Zulassung verlieren.

Zusätzlich zu diesen drei Kapitalanforderungen erwartet die Aufsicht, dass die Banken Kapital in einer bestimmten Höhe für Stressphasen halten (Säule-2-Empfehlungen).

Banken sollen ferner selbst bestimmen, wie viel Eigenkapital sie zusätzlich zu den von Aufsichts- und Regulierungsbehörden geforderten Beträgen benötigen, um ihre Geschäftsmodelle nachhaltig zu verfolgen.

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