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Wie beaufsichtigt die EZB Banken, die FinTech einsetzen?

27. März 2018 (aktualisiert am 13. November 2019)

Mit dem Smartphone für einen Kaffee zu bezahlen oder Geld zu überweisen ist heutzutage für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Banken können diese innovativen Dienstleistungen anbieten, indem sie FinTech einsetzen.

Was ist FinTech?

FinTech ist die Abkürzung für „Finanztechnologie“ und der Oberbegriff für alle Arten von technologischen Innovationen, die dazu dienen, Finanzdienstleistungen zu unterstützen oder bereitzustellen. Diese Innovationen sorgen für viele Veränderungen im Finanzsektor und sind die Grundlage für eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle, Anwendungen, Prozesse und Produkte.

FinTech-Unternehmen machen technologiebasierte Innovationen zu ihrem Kerngeschäft. Manche konzentrieren sich beispielsweise auf Zahlungsdienstleistungen, Kreditscoring oder automatisierte Anlageberatung und setzen dabei künstliche Intelligenz, Big Data oder Blockchain ein.

Wie setzen Banken FinTech ein?

Die Geschäftsmodelle einiger neuer Banken stützen sich maßgeblich auf Finanztechnologien. Die Unterschiede gegenüber traditionellen Banken liegen in der zentralen Rolle der Technologie, dem digitalen Auftritt dieser Banken (viele von ihnen sind reine Online-Banken) und in der innovativen Art, Kunden anzusprechen und mit ihnen zu interagieren. Online-Kredite, benutzerfreundliche Apps, modernes Design und eine starke Präsenz in den sozialen Medien sind nur einige der Tools, derer sich diese Banken bedienen.

Doch auch viele bestehende Banken prüfen Wege, FinTech zu nutzen. Einige arbeiten mit FinTech-Unternehmen zusammen oder übernehmen diese sogar, um ihr Profil anzupassen und innovative Produkte und Leistungen anzubieten.

Durch den Einsatz von FinTech möchten Banken ihr Produkt- und Leistungsangebot erweitern und dadurch das Kundenerlebnis verbessern. Mithilfe von FinTech können Banken außerdem ihre internen Prozesse optimieren.

Wenn so viel Technologie im Spiel ist – sind Banken, die FinTech einsetzen, denn dann noch sicher?

Sowohl traditionelle Banken als auch Banken, die FinTech nutzen, sind vielen verschiedenen Risiken ausgesetzt. Grundsätzlich können neue Technologien die Effizienz und die Widerstandskraft sowohl neuer und als auch etablierter Banken erhöhen, indem sie dazu beitragen, das Angebotsspektrum und die Kundenbasis zu vergrößern. Sie können aber auch bestimmte vorhandene Risiken verstärken.

Es liegt in der Verantwortung der Banken – unabhängig vom Geschäftsmodell – geeignete Risikomanagementprozesse einzurichten, um Risiken entgegenzuwirken. Dazu gehören auch Risiken im Zusammenhang mit FinTech. Die Aufsichtsbehörden berücksichtigen diese Risiken bei ihrer Beurteilung der Banken.

Welchen Ansatz verfolgt die EZB bei der Beaufsichtigung von Banken, die FinTech einsetzen?

Die EZB und die nationalen Aufsichtsbehörden folgen dem allgemeinen Grundsatz „gleiches Geschäft, gleiche Risiken, gleiche Aufsicht“. Mit anderen Worten: Bei der Beaufsichtigung von Banken machen wir keinen Unterschied zwischen traditionellen Banken und solchen, die FinTech einsetzen. Wir stehen der von den Banken genutzten Technologie neutral gegenüber. Unser Hauptaugenmerk liegt stattdessen auf den damit einhergehenden besonderen Risiken.

Die EZB verfolgt technologische Innovationen im Finanzsektor sehr genau und untersucht etwaige Folgen für die Bankenaufsicht. In diesem Zusammenhang prüfen wir, welche Auswirkungen FinTech und die Konkurrenz durch Nichtbanken auf die Geschäftsmodelle der Banken haben.

Wie ist die Zulassung von Banken geregelt, die FinTech einsetzen?

Jedes Unternehmen, das Finanzdienstleistungen anbieten will, muss eine Bankzulassung beantragen. Das gilt unabhängig vom Geschäftsmodell. Im Rahmen der europäischen Bankenaufsicht ist die EZB für die Erteilung von Bankzulassungen zuständig.

Da immer mehr FinTech-Unternehmen eine Bankzulassung beantragen, hat die EZB 2018 einen Leitfaden zur Beurteilung von Anträgen auf Zulassung als FinTech-Kreditinstitut veröffentlicht. In diesem Leitfaden erläutert die EZB genau, wie Zulassungsanträge beurteilt werden und bietet Aufsichtsbehörden Orientierung bei der Beurteilung der spezifischen Aspekte von FinTech-Geschäftsmodellen. Er ist zusammen mit den beiden allgemeinen Leitfäden der EZB zur Beurteilung von Zulassungsanträgen sowie zur Beurteilung der fachlichen Qualifikation und persönlichen Zuverlässigkeit zu lesen.

Zulassungen
Whistleblowing